Hand in Hand im Dienst für andere
Die Ortsverbände der Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks (THW) und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) luden vergangenen Sonntag zum dritten Mal zum „Blaulichttag“ auf dem Areal der Erlenbachhalle in Igersheim ein. Vertreten war auch die Bundeswehr aus Niederstetten mit einem Rettungshubschrauber sowie zwei Löschfahrzeugen.
Die Igersheimer haben Glück! Nicht nur dass sie einen cleveren Bürgermeister, einen rührigen Gemeinderat, ein modernes Gesundheitszentrum und einen Bürgerbus haben – in ihrer Gemeinde sind gleich drei Hilfsorganisationen ansässig. Nicht zuletzt deshalb lässt es sich in Igersheim entspannt leben. Dass im Notfall schnell Hilfe erreichbar ist, bedeutet für die rund 5.600 Bewohner ein großes Stück Sicherheit und Lebensqualität.
„Es ist ein Zusammenspiel, das Hand in Hand geht“, erklärt der 1. Vorsitzende der Ortsgruppe des Roten Kreuzes, Johannes Schön. Er hebt die außerordentlich gute Zusammenarbeit der drei Hilfsorganisationen hervor: „Wir kennen und schätzen uns, einer profitiert von der Erfahrung und dem Wissen des anderen.“ Tiefblau präsentiert sich das Technische Hilfswerk, leuchtend rot die Freiwillige Feuerwehr, weiß-rot der Krankenwagen des Roten Kreuzes, dazwischen Menschen mit knalloranger Schutzkleidung und signalgelben Schutzhelmen - ein buntes Gewirr von Farben, das sich doch zu einem harmonischen Bild zusammenfügt.
Wenn Leidenschaft und Nächstenliebe zusammenkommen
„Ohne Herzblut und Leidenschaft geht es nicht“, gibt Johannes Schön zu bedenken. Er sei Rettungssanitäter geworden um anderen in Not zu helfen. „Für diese Aufgabe muss man brennen.“ Für Jannik Konrad, Pressesprecher und stellvertretender Jugendwart der Freiwilligen Feuerwehr, stehen Kameradschaftsgeist und Zusammenhalt in der Truppe ganz oben. Viele junge Leute sehen das offensichtlich genauso. „Wir bilden mit 25 Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren eine starke, zukunftsfähige Gemeinschaft“, ergänzt der Jugendwart. Nachwuchssorgen gibt es auch beim Technischen Hilfswerk keine. „Unsere Jugendgruppe ist mit über 25 Mitgliedern gut gefüllt“, berichtet Nele Derr, Führungsassistentin beim THW. Vorteile sieht auch sie in der Zusammenarbeit von Rot und Blau. Trotz unterschiedlicher Aufgabenschwerpunkte gebe es viele Überschneidungen. „Gerade bei größeren Überschwemmungen sind wir mit leistungsstärkeren Pumpen einfach besser aufgestellt.“ Zusätzlich unterstütze das THW mit der Sicherung von Brandstellen und dem Aufspüren von Brandnestern die Kollegen von der Feuerwehr. Zwei zusätzliche „Mitarbeiterinnen“ seien im Oktober 2023 dafür eingestellt worden.
Die fliegenden Mitarbeiterinnen des THW
Drohnen haben nicht den besten Ruf, sind berüchtigt als Spione in der Luft und Träger todbringender Waffen. „Unsere Drohnen helfen Menschenleben retten“, erklären Christopher Ries und Stefan Plots. Die beiden Piloten sind von ihren fliegenden Kolleginnen begeistert. „Eine verfügt über eine Kamera mit extrem hoher Auflösung, welche Feuerwehr und Polizei gestochen scharfe Bilder liefert. Die andere besitzt eine Wärmebildkamera und Infrarotlicht. Ihr scharfes Auge kann eine vermisste Person noch auf 150 Meter Entfernung bei Dunkelheit aufspüren“, erklärt Christopher Ries. Vor allem die Kinder kommen am Blaulichttag auf ihre Kosten. Einmal Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau sein, welches Kinderherz würde da nicht höherschlagen. Selbst das Cockpit des Bundeswehrhubschraubers des SAR-Dienstes vom Heeresflugplatz Niederstetten steht großen und kleinen „Piloten“ offen. OStFw Christian Schmitt und sein Kollege beantworten bereitwillig Fragen von technisch Interessierten zum Löschfahrzeug der Bundeswehr, das, wie er betont, im Katastrophenfall Feuerwehr und THW unterstützt. Gleich daneben zieht das imposanten Flugfeldlöschfahrzeug, das bei der Bundeswehr Niederstetten stationiert ist, die Aufmerksamkeit auf sich – ebenso wie die Kaffeebar, vor der sich eine schier endlose Schlange gebildet hat. An der Theke hängt ein Schild: „Vorübergehend geschlossen“, denn nun kommt das mit Spannung erwartete Highlight des Tages.
Gemeinsame Schauübung von Jungfeuerwehr und THW-Jugend
Dicke, schwarze Rauchwolken quellen aus dem Container eines LKWs. Der Fahrer befindet sich offensichtlich noch bewusstlos im Führerhaus. Jetzt zählt jede Sekunde. Die sofort eingeleiteten Lösch- und Rettungsmaßnahmen laufen unter den kritischen Blicken der erwachsenen Kollegen so präzise ab wie ein Uhrwerk. Da weiß jede Hand, was zu tun ist. Schläuche werden blitzschnell entrollt, es wird gespritzt, was das Zeug hält, sehr zum Vergnügen der Kinder. Am Ende können Jugendfeuerwehr und THW-Jugend den Brand löschen und den Fahrer bergen. Die beachtliche Leistung wird mit begeistertem Beifall belohnt.
In Scharen waren die Besucher bei schönsten Frühlingswetter gekommen, um zu schauen und zu staunen. Ihnen wurde eine spannende Demonstration von moderner Technik und beeindruckendem „Know-how“ geboten – eine Performance, die nur durch die Realität zu toppen ist. Die kennen allein die Einsatzkräfte. Nur sie wissen um die Dramatik, wenn aus Übung plötzlich Ernst wird.
Oft und laut wird über egoistische Ellbogen-Menschen geklagt. Leicht übersehen werden die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die nicht mit dicken Schlagzeilen herausgestellt werden, die ganz selbstverständlich für andere da sind – täglich und stündlich. Am „Blaulichttag“ erwiesen ihnen die zahlreichen Besucher die gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Bild + Text: Renate Henneberger, FN