Gastronomie am Möhlerplatz
Das ehrgeizige Vorhaben, den Möhlerplatz im Herzen Igersheims mit einem neuen Gasthof weiter zu beleben, entpuppt gegenwärtig noch als kleine Geduldsprobe.
Trotz eines Millioneninvestments und unbestrittener architektonischer Qualität steht das Objekt, das auch den Tourismus im Taubertal stärken soll, zurzeit noch ohne langfristigen Pächter da. Die Verwaltung mit Bürgermeister Frank Menikheim an der Spitze sowie Klaus und Christian Wunderlich von der Herbsthäuser Brauerei sind aber zuversichtlich, dass unterm Strich eine gute Lösung gefunden wird. „Es melden sich immer wieder Interessenten und es gibt regelmäßige Besichtigungen. Aber noch war das Richtige nicht darunter“, so der Rathaus-Chef im Gespräch mit dem FN-Reporter. Es bedürfe eines etwas längeren Atems, aber mit dieser Maxime sei man schlussendlich auf beim Gesundheitszentrum gut gefahren.
2015 begann die Reise für den Gasthof am Möhlerplatz mit der Beteiligung der Gemeinde Igersheim an einem Wettbewerb zur Zukunftsstadt. Der Entwurf eines integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts sah vor, dem Ortskern ein historisches Gasthaus mit Hotelzimmern hinzuzufügen. Aus dieser Vision entstand ein Projekt, das weit über die rein gastronomische Funktion hinausgeht: Es soll ein Ort der Begegnung und Kommunikation schaffen, einen entscheidenden Beitrag zur touristischen Infrastruktur leisten und der eklatanten Lücke an Gastronomiebetrieben im Main-Tauber-Kreis entgegenwirken.
Die Zahlen sprächen eine deutliche Sprache, betonen die Wunderlichs: „Im Vergleich zu anderen Regionen hat der Main-Tauber-Kreis einen überproportionalen Rückgang an Gastronomiebetrieben zu verzeichnen. Das Taubertal, prädestiniert für Tourismus, benötigt dringend ein Rückgrat aus vielfältigen gastronomischen Angeboten. „Der neue Gasthof mit seinen voraussichtlich 92 Sitzplätzen, inklusive Nebenzimmer, und zusätzlichen 80 Plätzen im Außenbereich sowie 14 Hotelzimmern soll diese Lücke schließen und Igersheim als attraktiven Standort für Einheimische und Besucher etablieren.
Die Fertigstellung des aufwendig sanierten und erweiterten Gebäudekomplexes erfolgte im Frühjahr 2025. Seither steht das Objekt bereit, doch die Suche nach einem passenden Pächter gleicht einem Marathonlauf. Die Akquise gestalte sich derzeit (noch) schwieriger als erwartet, selbst für einen Partner wie die Herbsthäuser Brauerei, die mit ihrer Branchenkenntnis und ihrem Netzwerk als wichtiger Pfeiler des Projekts gilt.
Die Gründe für die bisher ausgebliebenen Erfolge bei der Pächtersuche seien vielschichtig. Dem Vernehmen nach scheiterten Verhandlungen an persönlichen Gründen der Interessenten, einer Fehleinschätzung des Objektumfangs oder der notwendigen Investitionen seitens des Betreibers. „Während einige Interessenten primär an der Gastronomie, andere wiederum nur an den Hotelzimmern interessiert waren, fordert das Konzept des Gasthofs am Möhlerplatz die integrierte Führung beider Bereiche. Auch die Bereitschaft, eigene Investitionen zu tätigen, war offenbar nicht immer gegeben“, betont Frank Menikheim.
Unbestritten sei jedoch die Qualität und das Potenzial des Objekts selbst. Alle bisherigen Interessenten lobten laut Gemeindeverwaltung die stimmige Konzeption und die hervorragende Umsetzung. Das Projektvolumen im unteren einstelligen Millionenbereich, wovon ein erheblicher Teil durch Fördergelder gedeckt worden sei, zeuge von Bedeutung und Umfang des Vorhabens. Die Pachtkonditionen, als „sehr angemessen“ beschrieben und von Fachleuten festgelegt, sollten ebenfalls tragfähig sein. Die Gemeinde betont explizit „die fairen Konditionen, die geschaffen wurden, um potenzielle Gäste und lokale Firmen anzusprechen und zu gewinnen“, machen Menikheim und die Wunderlichs deutlich.
Die Gemeindeverwaltung setze jederzeit auf Transparenz und binde den Gemeinderat eng in den Prozess ein. Jüngste Besichtigungen von Interessenten und das anhaltende Engagement zeigten, dass die Bemühungen intensiv fortgesetzt werden. Diese Offenheit sei entscheidend, um Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen und Gerüchten entgegenzuwirken.
Die Hoffnung ruhe nun auf den laufenden Gesprächen und Besichtigungen. Igersheim halte an seiner Vision fest, den Gasthof am Möhlerplatz zu einem pulsierenden Mittelpunkt für Einheimische und Gäste zu entwickeln. Der Gemeinderat und die Verwaltung stünden geschlossen hinter dem Vorhaben und seien entschlossen, die Herausforderungen zu meistern, so Bürgermeister Frank Menikheim.
Das Projekt in Igersheim sei ein Spiegelbild der aktuellen Schwierigkeiten in der Gastronomiebranche: Fachkräftemangel, steigende Kosten und eine veränderte Erwartungshaltung der Gäste machten den Start eines neuen Betriebs zu einer enormen Aufgabe. Die Wertschätzung für die Dienstleistungsbranche müsse insgesamt steigen. „Dennoch ist das Potenzial des Gasthofs am Möhlerplatz unbestreitbar. Gelingt es, den passenden Pächter zu finden, könnte Igersheim ein Vorbild dafür werden, wie trotz widriger Umstände ein mutiges Infrastrukturprojekt erfolgreich realisiert werden kann – ein Erfolg, der weit über die Gemeindegrenzen hinausstrahlen würde“, hebt Klaus Wunderlich hervor. Bis dahin bleibe der Möhlerplatz ein Symbol für Igersheims Beharrlichkeit, aber auch für die zähen Realitäten eines anspruchsvollen Marktes.
Text: Klaus T. Mende, FN