Rückblick Einweihung Gesundheitszentrum

Die endgültige Fertigstellung des Igersheimer Gesundheitszentrums bezeichnete Bürgermeister Frank Menikheim als „echten Meilenstein“, wodurch die Attraktivität als Wohnort noch weiter gesteigert werde.

Nachdem er sich bereits vor einer Dekade Gedanken über die Zukunft der Gesundheitsversorgung in Igersheim gemacht habe, so der Rathauschef, habe man das Vorhaben fürs Erste nicht weiter verfolgen können, da (noch) kein Hausarzt als zentrales Puzzleteil habe mitmachen wollen. Erfolg sei eben nicht zu erzwingen: „Das Pferd war müde und wurde wieder auf die Koppel gestellt, damit es sich ausruhen kann . . .“

Als dann Anfang Dezember 2019 Dr. Christian Kipp im Rathaus aufgetaucht sei und seine Bereitschaft signalisiert habe, eine internistische Hausarztpraxis zu eröffnen, habe man das Projekt in Angriff nehmen können – und als dann auch noch Architekt Rolf Klärle im Boot Platz genommen habe, sei es richtig in die Vollen gegangen. Er habe, so Frank Menikheim weiter, sofort nach dem Pferd geschaut: „Es war ausgeruht und voller Bewegungsdrang, wurde gesattelt – und losging es“ – mit dem bekannten und ansehnlichen Resultat, wie bei der Feierstunde zur offiziellen Einweihung allseits bestätigt wurde.


„Ich freue mich sehr, dass Sie da sind und hoffe und gehe davon aus, dass Sie sich hier in diesem Zentrum wohlfühlen und gerne hier arbeiten“, meinte das Gemeindeoberhaupt an die Adresse der mittlerweile zehn Mieter. „Dies sage ich im vollen Bewusstsein, dass dies über die Bauphase gewiss nicht immer der Fall war, mussten Sie doch Baulärm, Straub, Dreck, Zugluft oder Nacharbeiten in Kauf nehmen.“

Die Versorgung der Menschen mit wohnortnahen Gesundheitsangeboten, vor allem mit einem Hausarzt sowie Fachärzten, sei gerade bei einer immer älter werdenden Bevölkerung von immenser Bedeutung. „Deshalb bin ich froh und dankbar, dass wir es geschafft haben, da sich viele andere Kommunen aufmachen und ebenfalls versuchen, in ihrer Kommune eine zukunftsfähige Struktur zu schaffen“, betonte Menikheim.

Der Bürgermeister appellierte an die Politik, die Anstrengungen zu intensivieren, um mehr Menschen zu einer ärztlichen Ausbildung zu motivieren. „Die Landarztquote ist ein erster Schritt, der aber nicht ausreicht.“ Gleichzeitig dankte er Staatssekretärin Andrea Lindlohr für die finanzielle Unterstützung aus der Städtebauförderung. Gleichzeitig würdigte Frank Menikheim auch explizit das stets gute Miteinander mit der Behörde mit der Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay an der Spitze.

Lockdowns, krankheitsbedingte Ausfälle, gestörte Lieferketten, Materialknappheit, Preissprünge in ungeahnte Höhen, der russische Krieg gegen die Ukraine – das größte Bauvorhaben in der Geschichte der Gemeinde (über sechs Millionen Euro Investitionsvolumen) sei somit in eine schwierige Phase für Handwerk und Wirtschaft gefallen. „Aber wir haben es geschafft und können stolz und zufrieden auf das fertige Werk blicken“, bilanzierte das Gemeindeoberhaupt. Er würdigte das Tun der Planer, Ingenieure und Handwerker. Beweglichkeit, Flexibilität, Improvisation sowie Organisationsgeschick seien in dieser Zeit gefragt gewesen. „Ich bin mit dem Ergebnis nicht nur zufrieden, nein, ich bin begeistert“, ging das Lob an alle – mit Architekt Rolf Klärle an der Spitze. Er schloss auch den Bauhof, die Verwaltung und den Gemeinderat mit in den Dank ein. Allesamt hätten konstruktiv zusammengearbeitet, sich eingebracht – und das Projekt als Chance für die Kommune erkannt. „Das Gremium hat hier Weitblick bewiesen“ und es habe sich ausbezahlt. Oder um es mit Hermann Hesse zu sagen: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“ Er wünsche dem Zentrum und allen, die hier tätig seien, nur das Allerbeste. „Und für unsere Bürger freue ich mich über die gewaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung vor Ort“, schloss Frank Menikheim seine Ansprache anlässlich der Feierstunde, die im Übrigen musikalisch von Paul Rückert umrahmt wurde.

Nachdem die beiden Pfarrer Sylvester Chasweka und Uwe Krauß dem Gesundheitszentrum den kirchlichen Segen gespendet hatten, stand noch das Aufsetzen der Turmspitze auf dem Programm, in die eine Zeitkapsel eingelegt wurde. Sie wurde bestückt mit einem Pressespiegel der Fränkischen Nachrichten zum Projekt des Zentrums, den Reden und Grußworten der Feierstunde, der Einladungskarte, der Historie der Igersheimer Schulen, dem Leitbild der Kommune, der aktuellen Währung in Form einiger Münzen sowie eines Videomitschnitts des Festakts.

Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im Stuttgarter Ministerium für Landesentwicklung, hob in ihrer Rede die Bedeutung hervor, dass sich die Kommunen ständig weiterentwickelten. Es sei spürbar, dass die Realisierung des Gesundheitszentrums in Igersheim „ein Herzensprojekt“ sei. Derartige Projekte und Ideen seien zukunftsorientiert – und sie würden vom Ministerium gerne begleitet.

Die Gemeinde Igersheim sei ohnehin ein „alter Hase“ in Sachen Städtebauförderung, so Lindlohr. Denn bereits seit 1977 flössen die Gelder ins Taubertal – und die Resultate ließen sich sehen. Die Umsetzung solcher Vorhaben nannte sie auch deshalb wichtig, weil dadurch Gemeinschaft gelebt und erlebt werde. Der Umbau einer Schule zu einem Gesundheitszentrum sei „nicht alltäglich und sehr innovativ“.


Als sie hierher gefahren sei und das Resultat gesehen habe, sei ihr erster Gedanke gewesen: „Wow.“ Auch die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay zeigte sich sehr angetan von dem Zentrum. Aus ihrer Sicht sei es eine echte gesellschaftliche Herausforderung, alles zu unternehmen, die medizinische Versorgung der Menschen zu gewährleisten. „Hierfür sind in Igersheim die richtigen Weichen gestellt worden.“ Das Vorhaben sei inhaltlich wie gestalterisch gelungen. Für Bay sei die Kommune in Sachen Städtebauförderung nicht nur „ein alter Hase“, sondern „sogar ein Rennpferd“.


Landrat Christoph Schauder zitierte Ludwig Börne: „Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit.“ Eine umfassende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung gerade im ländlichen Raum sei „von großer Bedeutung“. Hier im modernen Zentrum werde ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz gelebt. Es stehe für „Zukunftssicherung und beispielhafte medizinische Versorgung“, so der „erste Mann im Kreis“. Man sei auf diesem Gebiet insgesamt gut aufgestellt. Dennoch sei es das Gebot der Stunde, weiter voranzukommen. „Das Gesundheitszentrum Igersheim nimmt eine Vorreiterrolle ein.“


„Wir sind weite Wege zusammen gegangen – das Haus beginnt zu leben“, meinte Architekt Rolf Klärle. Unter keinesfalls einfachen Bedingungen sei „Großes geleistet worden“. Es sei ein „anspruchsvolles Projekt mit vielen Facetten“ gewesen, das zu realisieren für ihn und seine Mitstreiter ein ganz besonderer Reiz war.


Er sei stolz, den Stein mit ins Rollen gebracht zu haben, führte Dr. Christian Kipp auch namens der anderen Mieter aus. Kaum sei er bei Bürgermeister Frank Menikheim im Dezember 2019 im Rathaus vorstellig geworden, habe dieser auch schon die fertigen Pläne aus der Schublade gezogen. „Das hat mich beeindruckt.“ In diesem Zusammenhang würdigte der Mediziner die schnelle, unbürokratische und unkomplizierte Zusammenarbeit mit der Kommune – „Hut ab“. Kipp bezeichnete alle Mieter des Zentrums als „schöne harmonische Mischung“ und „gut funktionierende Einheit“. Er zeigte sich begeistert, wie alles zusammengewachsen sei und prognostiziert dem Zentrum „eine goldene Zukunft“.

Text: Klaus T. Mende

Zeitkapsel wird verschlossen